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Die Sonne scheint von Hinten auf reife Traubenreben.

Weinkultur im Havelland

Weinkultur im Havelland

Winzer Marian Malinowski fördert das Potenzial der märkischen Trauben und wird zum Botschafter des Weinlands Brandenburg.

Werderaner Weinkultur:
Vom Winzerhandwerk an der Havel

Inmitten der idyllischen Flusslandschaft des Havellandes, umgeben von sanften Hügeln und Obstplantagen, bietet die Stadt Werder einen ganz besonderen Geheimtipp für Freunde des guten Weines. Brandenburg mag für vieles bekannt sein – seinen Wasserreichtum, seine unberührte Natur und seinen Raum für die Entfaltung neuer Ideen – aber als Weinland ist das größte ostdeutsche Bundesland bisher nur wenigen ein Begriff. Dabei hat Brandenburg für Weinkennerinnen und -kenner viel zu bieten. In den letzten Jahren haben ausgezeichnete Qualitätsweine schon so manchen Winzerinnen und Winzern aus Süddeutschland ein Kompliment entlockt. 

Seit mehr als 25 Jahren beweist der Weinbau Dr. Lindicke in Werder, dass Qualitätswein aus Brandenburg nicht nur möglich ist, sondern auch richtig gut schmeckt. Der größte von rund zwei Dutzend brandenburgischen Weinbaubetrieben beruft sich damit auf eine lange Tradition – denn bereits im 16. Jahrhundert wurde in Brandenburg Wein angebaut. Gleichzeitig werden auf den beiden Weinbergen der Familie Lindicke viele Traditionen in Frage gestellt und immer wieder neue Wege ausprobiert, um das Potenzial der Trauben in frische, fruchtige und filigrane Aromen zu verwandeln. Denn sie sind es, die den brandenburgischen Wein so besonders machen. 

Verantwortlich für dieses einzigartige Aromaspiel ist seit Kurzem der 30-jährige Winzer und Kellermeister Marian Malinowski. Der Brandenburger ist gleich um die Ecke im Havelland geboren und aufgewachsen. Nach seiner Ausbildung zum Winzer und seinem Studium zum Getränketechnologen in Süddeutschland zog es ihn zurück in die Heimat.

Im Vordergrund ein Weinberg, im Hintergrund ein See, Bäume und Häuser.
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Was ist das Besondere daran, in Werder Wein anzubauen?

Mit 52° 23′ nördlicher Breite hat Werder die nördlichste Lage in Europa für den Anbau von Qualitätswein. In nördlicheren Gefilden wird zwar auch in Deutschland, Dänemark oder Schweden noch Wein angebaut, aber dieser darf sich dann nur Land- oder Tafelwein nennen, da er niedrigere gesetzliche Anforderungen erfüllen muss. Werder ist also der nördlichste Zipfel – sozusagen der Polarkreis für den Qualitätsweinanbau. Brandenburg ist ein Standort der Extreme: Auf der einen Seite haben wir es mit harten Wintern zu tun. Auf der anderen Seite haben wir durch den Sandboden, der hier in Werder vorherrscht, auch sehr heiße Sommer. Der Sand wirkt wie eine Art Sonnenspiegel, der den Weinberg aufheizt. Dadurch werden die Trauben einerseits schön reif, andererseits ist der Sandboden jedoch besonders nährstoffarm. Es sind keine Mineralien vorhanden und damit auch wenig Geschmack, der aus dem Weinberg in den Wein gebracht werden kann. Die Art des Weinmachens ist hier eine völlig andere und bringt viele Besonderheiten mit sich: Deshalb haben wir uns auf Rebsorten spezialisiert, die mit diesen Standortbedingungen sehr gut zurechtkommen. Durch die nördliche Lage bringt Brandenburg sehr aromatische und frische Weine hervor. Insbesondere Müller-Thurgau und Sauvignon Blanc entfalten hier ihre Stärken und ihren Aromareichtum sehr gut. Damit haben wir hier ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen! Wir haben in Brandenburg besonders filigrane, frische und fruchtige Weißweine mit einem niedrigeren Alkoholgehalt.

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Was hat dich dazu bewegt, nach Ausbildung und Studium wieder zurück in die Heimat zu kommen?

Was mich in erster Linie gereizt hat, ist das Potenzial, das ich hier sehe. Vielleicht kann man sich nicht gleich mit den Weltklasseweinen der größten internationalen Weingüter messen, aber zumindest im nationalen Kontext hat das Land Brandenburg definitiv das Potenzial, in der Bundesliga der Qualitätsweine mitzuspielen. Die lokalen Standortbedingungen erzeugen ein besonderes Mikroklima, was es uns ermöglicht, diese aromatischen und intensiven, frischen Weine zu erzeugen. Ich wollte dieses Potenzial ausschöpfen und noch das eine oder andere Optimum mehr aus den Trauben herauskitzeln – das war der Hauptgrund hierher zurückzukommen. Ich wollte aber auch ein Botschafter für die Region Brandenburg werden. Die meisten Menschen kennen Brandenburg nicht als Weinland und sind sehr überrascht, wenn sie unsere Weine probieren. Oft schmecken sie ihnen aber dann sogar besser als die Weine, die sie aus Hessen oder Rheinland-Pfalz kennen. In den letzten Jahren hat sich in Brandenburg so viel entwickelt: Es wäre einfach fatal, dieses Potenzial nicht zu nutzen und die Schönheit dieses Bundeslandes nicht nach außen zu tragen.

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Wo ist für dich der schönste Platz, um ein Glas Wein zu trinken?

Der schönste Platz, um ein Glas Wein zu trinken, ist wirklich bei uns auf dem Weinberg. Direkt gegenüber von der Insel Werder haben wir einen wunderbaren Blick auf die Altstadt und die Havel. Unsere Straußwirtschaft – die „Weintiene“ – ist gegen Süd-Westen ausgerichtet. Die flache Brandenburger Landschaft ermöglicht es, am Abend den Sonnenuntergang in seiner vollen Horizontbreite zu erleben. Dann mit einem Glas Wein bei uns im Weinberg zu sitzen, mit den Reben im Vordergrund, und am Horizont sieht man die Sonne langsam untergehen, ist wirklich traumhaft schön. Oder auch auf der Insel in Werder selbst: Dort am Havelufer zu sitzen bei einem gescheiten Glas Wein, das ist schon viel Lebensqualität. Ich bin am Havelufer groß geworden und diese Seenlandschaft ist etwas, was mich stark mit Brandenburg verbindet. Das habe ich besonders gemerkt, als ich zur Ausbildung ein Jahr lang in Rheinland-Pfalz war. Dort gibt es zwar schöne Hügel und Berge, aber der Rhein war weit weg und das Wasser hat mir sehr gefehlt. Brandenburg hat so viele Gewässer: die vielen Seen und Flüsse, die Landschaft ist einfach atemberaubend schön.

Brandenburg ist...