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Drei junge Männer stehen vor Bäumen und einem herrschaftlichen Haus.

Die KI-Revolution aus Brandenburg

Die KI-Revolution aus Brandenburg

Innovation im Pflegebereich: Das Start-up voize hat eine KI-App entwickelt, die Formulare per Spracheingabe ausfüllt.

Dokumentation per Sprachassistent

„Irgendwann hat man so eine Idee“, sagt Marcel im Laufe des Gesprächs und lässt keinen Zweifel daran: Wer in Brandenburg eine gute Idee hat, ist schon mal an der richtigen Adresse. Besonders am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam, wo die Zwillingsbrüder Marcel und Fabio Schmidberger gemeinsam mit ihrem Kommilitonen Erik Ziegler als Informatikstudenten die App voize entwickelt haben. Und die hat es in sich: voize will nicht weniger als aufwändige, aber notwendige Dokumentationspflichten im Pflegebereich zu erleichtern und mit Hilfe Künstlicher Intelligenz zu revolutionieren. Und diese Revolution ist bereits mitten im Gange.

Ein blonder junger Mann lehnt in einem beleuchteten Flur an einem Fenster. Im Hintergrund zwei weitere Männer.

Marcel Schmidberger von voize: Dokumentationspflichten revolutionieren

Worum es geht: Alltag in der Pflege erleichtern

Die wenigsten machen sich eine Vorstellung davon, wie viel Dokumentationsaufwand ein ganz normaler Arbeitstag einer Pflegekraft erfordert. Das kann bis zu 30 Prozent der Arbeitsstunden kosten – viele Stunden pro Woche, die damit verbracht werden, Werte und Berichte in einen Computer zu tippen, statt sich um Pflegebedürftige zu kümmern. Von der Auflistung der Medikamentengabe über Bewegungspläne bis hin zu Trinkprotokollen und Wunddokumentationen: Zahlreiche Formulare warten Tag für Tag darauf, auf den neuesten Stand gebracht zu werden.

Marcel und Fabio haben das bemerkt, als sie ihren eigenen Großvater im Pflegeheim besuchten. Und sich gefragt, ob sich daran mit innovativer Technologie etwas ändern ließe. „Niemand wird Pflegekraft, um am PC zu arbeiten, sondern man möchte mit Menschen arbeiten“, sagt Marcel. „Und so sind wir auf einen Sprachassistenten gekommen, mit dem man die Dokumentation so einfach einsprechen kann wie bei einer WhatsApp-Sprachnachricht.“ Man hält einfach einen entsprechenden Knopf gedrückt, spricht die Inhalte ein – und automatisch wird ein vollständiger Doku-Eintrag angelegt. Und zwar im korrekten Formular. Und vor allem: im bestehenden System der Pflegeeinrichtung. Umgekehrt sollen sich über die App wichtige Infos aus den Behandlungsakten direkt abrufen lassen – ein weiterer wichtiger Mehrwert für den Pflegealltag.

Eine Pflegekraft steht mit Handy in ihrer Hand bei einer Patientin am Bett.

Pflege einfach dokumentieren: KI aus Brandenburg

KI mit Herz und Verstand

Klingt einfach? Ist es aber nicht: „Das ist ein technisch sehr anspruchsvolles Produkt, in dem eine enorme KI-Herausforderung steckt“, erläutert Marcel. Vor allem müsse die App auf einfachen Smartphones funktionieren – weder flächendeckendes WLAN noch High-End-Geräte lassen sich im äußerst dezentral organisierten Pflegebereich voraussetzen. Und sie muss eine Schnittstelle zur bestehenden Infrastruktur aufweisen, damit die eingesprochenen Dokumentationen direkt ins System übertragen werden. Aber das ist noch nicht alles. Ein Sprachassistent ist eine technische Innovation in einem Umfeld, das dies nicht unbedingt gewohnt ist. „Es gibt Pflegekräfte, die zum ersten Mal ein Smartphone in der Hand halten“, sagt Marcel. Doch die Funktionsweise werde bei der nicht einmal zweistündigen Schulung schnell verinnerlicht. „Sobald man sich daran gewöhnt hat, zu sprechen, wie man schreiben würde, ist es wirklich so einfach: Ich drücke einen Knopf und sage, was ich möchte, den Rest erledigt die KI für mich.“

Ein Handybildschirm. Im Hintergrund liegt eine Bewohnerin auf einem Bett.

Schnell verinnerlicht: Der Umgang mit voize ist kinderleicht

Läuft!

Dass das funktioniert, belegen zahlreiche Praxisbeispiele. Für die einzelne Pflegekraft wird die Arbeit spürbar erleichtert: voize erreicht bei Anwenderbefragungen Werte von über 80 Prozent Zufriedenheit und sogar 100 Prozent Weiterempfehlung. Auch die Pflegeeinrichtungen sind begeistert von der Entlastung ihrer Pflegekräfte. voize macht sie zu einem attraktiven Arbeitgeber in einem Umfeld, in dem Arbeitskräfte besonders rar sind. Und erhöht die Dokumentationsqualität deutlich. Nicht zuletzt freuen sich die Pflegebedürftigen darüber, dass ihre Pflegekräfte sich mehr um die Pflege der Menschen kümmern können als um die Pflege der Dokumentation. Und weil das Gesprochene eben nicht in irgendeine Cloud geschickt wird, aus der dann der Text zurückkommt, sondern direkt auf dem Smartphone verarbeitet wird, ist auch dem Datenschutz Genüge getan.

Eine Pflegekraft zeigt einer Bewohnerin etwas auf einem Handy.

100 Prozent Weiterempfehlung: Spürbare Erleichterung für Pflegekräfte

Die voize-Vision: mehr als Pflege

voize zeigt: In der Digitalisierung der Pflege steckt enormes Potenzial. Doch da geht noch mehr: „Mit voize haben wir eine KI-Technologie entwickelt, um allgemein Formulare einfach per Sprache auszufüllen. Diese Formulare können beliebig komplex sein – das geht weit über den Pflege- und Gesundheitssektor hinaus“, sagt Marcel. Beispiel TÜV: Wird ein Auto geprüft, fällt ebenfalls eine Dokumentation an: Blinker defekt, Scheibenwischer kaputt. Auch hier erleichtert Sprachassistenz den Dokumentationsalltag. Perspektivisch tut sich da ein riesiger Markt auf.

Drei junge Männer stehen vor Bäumen und einem herrschaftlichen Haus.

Brandenburg: Die voize-Entwickler Fabio Schmidberger, Erik Ziegler und Marcel Schmidberger (v.l.n.r.)

Brandenburger Start-up-Spirit

Klingt alles zu gut? Ein Blick hinter die Kulissen: voize ist ein junges Brandenburger Start-up. Topmotivierte Leute, frisch von der Uni oder noch mittendrin, alle wollen etwas bewegen. Knapp zehn Leute arbeiten hier zurzeit, Tendenz: steigend. Hinzu kommt der besondere Start-up-Spirit: „Als Start-up in Brandenburg wird man mit offenen Armen empfangen und überall unterstützt – gefühlt wie im Silicon Valley“, lächelt Marcel. Auch die Wirtschaftsförderung Brandenburg sei top, nicht zuletzt als Multiplikator. Zahlreiche Förderprogramme bietet die Investitionsbank des Landes Brandenburg – voize etwa erhält dort Förderung für Innovationsmitarbeitende. Und natürlich wird Networking in Brandenburg großgeschrieben, zum Beispiel bei Events wie dem Potsdamer „Roof Top Pitch“, wo ausgewählte Brandenburger Start-ups ihre Ideen vor Investorinnen und Investoren präsentieren. Apropos: Neben dem Hasso-Plattner-Institut mit seinem HPI Seedfund und weiteren setzt mittlerweile auch der berühmte US-Investor YCombinator auf voize. Sicher ein Traum für jedes junge Start-up. Und damit das keiner bleibt, hat das voize-Team aus eigener Erfahrung einen kleinen, aber feinen Rat parat: „Wenn ihr eine Idee habt, dann macht’s einfach, probiert es aus! Gebt so schnell wie möglich Leuten euer Produkt in die Hand, um es gemeinsam weiterzuentwickeln. Und nutzt die coolen Netzwerkangebote, die Brandenburg bietet!“

Eine Pflegekraft und ein junger Mann stehen vor einer Rezeption und schauen gemeinsam in ein Handy.

Feuertaufe Alltag: Jede gute Idee muss in der Praxis bestehen

Brandenburg ist...